Der 1. Mai ist der internationale Kampftag der Arbeiterinnen und Arbeiter. Dieses Jahr fand er wegen dem Coronavirus unter anderen Voraussetzungen statt als sonst. Wir nahmen dies als Anlass, um uns mit den gesellschaftlichen Widersprüchen zwischen unten und oben zu befassen. Diese treten in der aktuellen gesundheitlichen und ökonomischen Krise noch viel klarer hervor als sonst. Dabei zeigt sich einmal mehr, wer die Gesellschaft trägt und sie am Laufen hält, aber dafür nicht angemessen entlohnt wird. Denn der Reichtum, der die Gesellschaft hervorbringt, der wandert in die privaten Taschen einiger wenigen Privilegierten. Gerade diejenigen, die normalerweise die Eigenverantwortung im «gesunden Wettbewerb» propagieren und Sparmassnahmen und Privatisierungen zu Gunsten ihres Profits fordern, schreien jetzt plötzlich nach Solidarität und verlangen heldenhaften und aufopferungsvollen Einsatz von den Arbeiterinnen. Selbstverständlich ohne finanzielle Entlohnung, denn ein bisschen Applaus soll genügen. Das soll aber nicht heissen, dass wir Arbeiter nicht tatsächlich Tag für Tag heldenhaftes vollbringen. Auch das wird durch die momentane Krise nämlich sehr gut sichtbar: Wir, die arbeitende Klasse, besitzen ein beeindruckendes Mass an Fähigkeiten, Organisierung, Stärke und Sinn für die Gemeinschaft.
Es ist richtig und wichtig, dass wir uns dies bewusst machen. Wenn wir die Gesellschaft verändern wollen, dann reicht das aber nicht. Denn unsere Stärke nützt uns nur, wenn wir diese auch aktiv gegen unsere Feinde einsetzen. Genau aus diesem Grund haben wir uns einige Vertreter des Kapitals ausgesucht und ihnen einen Besuch abgestattet.
In dieser Runde darf eine Partei natürlich nicht fehlen: Die FDP schreibt sich die Vertretung der Interessen des Kapitals schon immer auf ihre Fahne. So auch bei Privatisierungen im Gesundheitsbereich, die sie seit Jahren vorantreibt. In welche Misere eine Marktlogik gerade im Gesundheitsbereich führt, kann man aktuell auf der ganzen Welt beobachten. Aber auch ohne Coronavirus zahlt das Personal den Preis für die Privatisierungen. So zum Beispiel mit verkürzten Ruhezeiten, Zunahme an befristeten Arbeitsverhältnissen und Mangel an Personal.
Aber nicht nur das Pflegepersonal, sondern auch das Reinigungspersonal, zum Beispiel bei ISS, kennt diese Probleme. Auch in diesem Bereich wird von oben immer mehr Flexibilität für einen schlechten Lohn verlangt. Und auch hier sind befristete Arbeitsverträge gang und gäbe. Es sind aber diese Menschen, die sich durch körperliche Arbeit aktuell tagtäglich der Gefahr des Virus aussetzen müssen. Ganz anders ihre Vorgesetzten. Diese sitzen bequem Zuhause im sicheren Homeoffice und werden dafür unverhältnismässig gut entlohnt.
Schlechte Löhne sind ein Problem, das die meisten Arbeiterinnen kennen. Doch gerade diese Löhne werden jetzt in der wirtschaftlichen Krise noch kleiner. Während unten eingespart wird, indem die Arbeiter in Kurzarbeit geschickt werden, füllen sich die Kapitalisten weiterhin ihre eigenen Taschen. Deshalb haben wir auch Lindt & Sprüngli einen Besuch abgestattet, weil sie besonders schamlos nach oben umverteilen. Trotz Kurzarbeit für die Belegschaft hat das Unternehmen kürzlich 345 Millionen an ihre Aktionäre ausgeschüttet.
Wer es wagt, solche Ungerechtigkeiten und Angriffe von oben anzuprangern, wird bestraft. Das zeigten kürzlich mehrere Beispiele aus der Baubranche. Ein Arbeiter, der die mangelhaften Hygienezustände auf der Baustelle des neuen ZSC-Stadions kritisierte, wurde daraufhin entlassen. Weil das nicht die einzige Baustelle ist, auf der die Bauarbeiterinnen der Gefahr des Virus ausgesetzt werden, haben wir mit Specogna auch einem Unternehmen aus diesem Bereich einen Besuch abgestattet.
Diese Ziele sind selbstverständlich nur stellvertretende Beispiele für ein grösseres Problem: Der Kapitalismus ist ein ausbeuterisches System in dem wenige profitieren und viele leer ausgehen. Die gegensätzlichen Interessen zeigen sich aktuell daran, dass die einen ihren Profit schützen wollen und dafür mutwillig die Gesundheit aller anderen aufs Spiel setzen. Wenn wir das ändern wollen, dann dürfen wir nicht vergessen, was wir aus dieser Krise gelernt haben. Wir wissen, wer unsere Feinde sind. Wir wissen von unserer eigenen Stärke. Und wir wissen auch, dass das Kapital angreifbar und der Kapitalismus instabil ist. Wenn wir uns organisieren und gemeinsam kämpfen, dann können wir die Gesellschaft umgestalten und eine bessere, gerechtere Welt errichten.
Solidarität heisst Widerstand!
RJZ – Organisiert kämpfen
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