Heute vor 30 Jahren wurde der Kurde
in Bern erschossen. Seine Mörder sind Botschaftsmitarbeiter der Türkei. Auch 30 Jahre danach wurde niemand zur Rechenschaft gezogen. Die vom türkischen Botschafter Kaya Toperi und seinen Mitarbeitern eingesetzten halbautomatischen und automatischen Waffen wurden nie beschlagnahmt oder sichergestellt. Auch 30 Jahre danach geht der Kampf gegen den türkischen Faschismus weiter, auch in der Schweiz. Am 24. Juni 1993 wird in ganz Europa gegen die neue türkische Kriegsoffensive im kurdischen Teil der Türkei protestiert. So kam es auch in Bern zu einer Demonstration. Um 10Uhr morgens zogen rund 150 Kurd:innen vor die türkische Botschaft in Bern, unter ihnen auch der politische Flüchtling Semsettin Kurt. Trotz Bewachung und meterhohem Sicherheitszaun ist das Haupttor unverschlossen. Ein Teil der Demonstrierenden betritt das türkische Botschaftsareal. Daraufhin beginnen die türkischen Botschaftsmitarbeiter direkt auf die Protestierenden Kurd:innen zu schiessen. Es werden ganze Salven aus automatischen Waffen abgefeuert. Diese Schüsse treffen den damals 29 Jährigen Semsettin Kurt tödlich. Sieben weitere Kurden und ein Schweizer Polizist werden durch die Schüsse verwundet. Nicht nur in Bern wurde scharf geschossen, auch aus dem türkischen Konsulat in Zürich wurde auf die Demonstration geschossen, glücklicherweise trafen die Schüsse keinen der Demonstrierenden. Aufgrund des Schutzes der diplomatischen Vertretungen konnte auf dem Gelände weder eine Spurensicherung durchgeführt werden noch konnten die Waffen der türkischen Botschaft gefunden und entzogen werden. Die Tatwaffen sind auch 30 Jahre nach der Ermordung in den Händen der türkischen Botschaft. Die Ermordung von Semsettin Kurt in der Schweiz zog diplomatische Verstimmungen nach sich. Die drei Schützen und Mitarbeiter der türkischen Botschaft konnten unter diplomatischem Schutz die Schweiz ungehindert verlassen. Der türkische Botschafter Kaya Toperi wurde abgezogen und versetzt. Für 1,5 Jahre waren die diplomatischen Vertretungen der Schweiz und Türkei in beiden Ländern geschlossen. Als Reaktion auf die Ermordung des Kurden Semsettin Kurt zogen rund 7000 Menschen wütend vor das Bundeshaus in Bern. Bis heute ist die türkische Botschaft immer wieder Schauplatz für Proteste. Denn die türkische Politik hat sich kaum verändert. Ihr Ziel die kurdische Existenz auszulöschen und das ganze Land und die angrenzenden Regionen zu türkisieren wird weiterhin mit voller Gewalt verfolgt. So wurden zum Beispiel diese Woche im Norden Syriens die Gemeindepräsidentin und ihre Stellvertreterin, so wie deren Fahrer durch einen türkischen Drohnenangriff getötet. Dieses Morden in den kurdischen Regionen wird von den westlichen Mächten und der Schweiz stillschweigend gebilligt. Die Wirtschaftlichen Beziehungen und die gewichtige geographische Lage sind genügend Gründe zum wegschauen und schweigen. Doch nicht für uns, wir erinnern uns an Semsettin Kurt. Und mit dieser Erinnerung nehmen wir seinen Kampf auch auf und kämpfen weiterhin gegen den türkischen Staat und seine Repräsentanten. Bis eine freie Gesellschaft ohne Unterdrückung erreicht wird.
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